Kinder und Haustiere: Tipps für die Sicherheit
Ein Junge sitzt auf dem Fußboden und schaut den Hund an, der vor ihm liegt.

Kinder und Haustiere: Tipps für die Sicherheit

Viele Kinder wünschen sich irgendwann ein Haustier. Doch die Eltern zögern dann häufig; unter anderem, weil sie Bedenken wegen der Sicherheit ihres Kindes haben.

Die Tierärztin Dr. Constanze Pape arbeitet schon viele Jahre in der Verhaltenstherapie. Wir sprachen mit ihr darüber, wie das Zusammenleben von Kindern mit Haustieren gut und sicher gelingen kann.

Inhaltsverzeichnis:

Für sein Kind ein Haustier anzuschaffen: Welche Vorteile hat das, und welche Risiken gibt es?

- Über die Tierärztin und Verhaltenstherapeutin Constanze Pape

Was sollten Eltern bei der Auswahl des Haustieres beachten?

Muss das Tier bereits den Umgang mit Kindern kennen, wenn es in eine Familie kommt?

Wichtig für den Umgang mit Kindern: die Sozialisierungsphase des Haustiers

Wie kann man seinem Haustier beibringen, was es beim Umgang mit dem Kind nicht tun darf?

- Zur Sicherheit des Kindes muss man einen Hund erziehen. Einige Beispiele

Für die Sicherheit des Kindes ist entscheidend, die Warnsignale des Haustiers zu verstehen. Welche sind besonders wichtig?

- Tipps zur Deeskalation, wenn das Haustier Beschwichtigungssignale zeigt

Was sollte man seinem Kind beibringen, um sicher mit dem Haustier zusammenzuleben?

Zur Sicherheit gehört auch die Gesundheit: was muss man da beachten?

Was ist Dein wichtigster Tipp an Eltern, die ein Haustier anschaffen möchten?

 

  • Für sein Kind ein Haustier anzuschaffen: Welche Vorteile hat das, und welche Risiken gibt es?

    Haustiere sind auf jeden Fall ein Gewinn für Kinder. Tiere tragen nachweislich zum Wohlbefinden von Menschen bei und können Stress reduzieren. Kinder profitieren davon, dass ihnen das Tier auf jeden Fall zuhört, wenn sie ihm etwas erzählen. Außerdem trägt das Versorgen von Tieren dazu bei, ein besseres Selbstwertgefühl zu entwickeln.

  • Je jünger das Kind ist, umso schwieriger gestaltet sich aber das Zusammenleben. Kleine Kinder deuten ein Haustier nämlich häufig als Kuscheltier, möchten also mit ihm spielen, kuscheln und tragen es herum. Wenn das Tier das nicht gelernt hat, fühlt es sich bedroht und wehrt sich, oder es hält ganz still.

  • Wegen der Risiken empfehle ich zu warten, bis das Kind ungefähr 6 Jahre alt ist. Außerdem sollte man sich dann gut überlegen, welches Haustier zur Familie passt, und auch sonst ein paar Dinge beachten.

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Über die Tierärztin und Verhaltenstherapeutin Constanze Pape:

Die promovierte Tierärztin Constanze Pape betreut an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zusammen mit Kolleginnen die verhaltenstherapeutische Sprechstunde, in der Tierhalter Rat finden, wenn ihr Tier eine problematische Verhaltensweise zeigt. Überwiegend handelt es sich dabei um Hunde und Katzen, manchmal auch um Heimtiere wie Meerschweinchen und Kaninchen.

In der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG e.V.) engagiert sie sich in der Fachgruppe Verhaltensmedizin und Bissprävention – mit dem Ziel, jeden Biss zu vermeiden.

Die Tierärztin Dr. Constanze Pape hat Erfahrung mit der Verhaltenstherapie von Haustieren.

 

 

 

 

 

 Dr. Constanze Pape ist Tierärztin mit der Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie.

 

 

Was sollten Eltern bei der Auswahl des Haustieres beachten?

Das Haustier muss zur Lebensweise der Familie passen. Ob Hund, Katze oder Meerschweinchen, das hängt von Fragen ab wie:

  • - Lebt die Familie in einer Wohnung oder in einem Haus mit Garten?
  • - Ist die Familie viel auf Reisen, bei denen man das Tier nicht mitnehmen kann?
  • - Wie viel Zeit haben die Familienmitglieder im Alltag, um sich um das Tier zu kümmern? Passt also eher eine Katze, die sehr viel autarker lebt als ein Hund, dem man viel beibringen muss?
  • - Soll das Kind Zeit mit dem Tier verbringen, es versorgen und beobachten können? Dann ist zum Beispiel ein Hamster nicht geeignet, da Hamster ja nachtaktiv sind und tagsüber schlafen wollen.

Wenn sich die Familie einen Hund anschaffen möchte, sollten sich die Eltern auch informieren, welche Hunderasse welche Vorlieben hat. Es gibt zum Beispiel Rassen, die sehr viel Auslauf benötigen, und andere, die sich gerne Zuhause aufhalten.

Es sollte also sichergestellt sein, dass die Familie den Bedürfnissen des Tieres gerecht werden kann.

 

Muss das Tier bereits den Umgang mit Kindern kennen, wenn es in eine Familie kommt?

In der Phase ihrer Sozialisierung lernen Tiere, was für sie sozusagen normal ist. Wenn das Haustier in dieser besonderen Zeit zum Beispiel nie das Geräusch eines Staubsaugers gehört hat, verursacht es ihm viel Stress, dem Geräusch ausgesetzt zu sein. Einer Katze, die auf einem Bauernhof geboren wurde, fällt das Leben in einer Wohnung sehr schwer. In solchen Fällen neigen Katzen dann auch schon mal zu aggressivem Verhalten.

Einen Hund sollte man bei einem guten Züchter besorgen. Diesen sollte man unter anderem danach auswählen, dass er viel Wert auf die Sozialisierung der Welpen legt.

Wichtig für den Umgang mit Kindern: die Sozialisierungsphase des Haustiers

Für Familien ist es sinnvoll, wenn das Haustier in seiner Sozialisierungsphase bereits Umgang mit Kindern hatte. Dann weiß das Tier, wie Kinder klingen und wie sie sich bewegen.

Je nach Tierart ist diese Phase unterschiedlich lang: Bei Katzen sind die ersten 7 Lebenswochen für die Sozialisierung entscheidend. Bei Hunden findet die Sozialisierung ungefähr ab der 3. bis zur 14. Lebenswoche statt.

Auch bei kleinen Heimtieren wie Kaninchen und Meerschweinchen ist es wichtig, dass sie von Anfang an gut sozialisiert werden und an das Handling - also an das Angefasst werden durch den Menschen - gewöhnt werden.

 

Wie kann man seinem Haustier beibringen, was es beim Umgang mit dem Kind nicht tun darf?

Die Eltern müssen sich unbedingt informieren, wie sie ihr Haustier artgerecht erziehen können.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass man das erwünschte Verhalten am besten mit Hilfe von positiver Verstärkung trainiert, also indem man das Tier zum Beispiel mit einem Leckerchen belohnt. Strafen sind hingegen kontraproduktiv und absolut abzulehnen

Ein Junge sitzt auf dem Rasen und trainiert einen Hund, ihm die Pfote zu geben.

 

Zur Sicherheit des Kindes muss man einen Hund erziehen. Einige Beispiele:

Kinderspezifische Berührungen: Für den Hund ist es unangenehm, wenn er von einem Kind umarmt, hochgenommen, an der Rute gezogen oder am Halsband gezerrt wird. Man kann dem Hund aber beibringen, dass diese kinderspezifischen Berührungen für ihn nicht schlimm sind, indem man sie ganz gezielt und mit viel positiver Verstärkung trainiert.

Hochspringen am Menschen: Zur Begrüßung an einem Menschen hochzuspringen, ist zwar vom Hund freundlich gemeint, kann aber bei Kindern zu Unfällen und Angst führen. Damit er dieses Verhalten unterlässt, muss man ihm antrainieren, stattdessen etwas anderes zu tun.

Rückzugsort: Die Kinder sollten einen Rückzugsort haben, der für den Hund tabu ist. Man muss dem Hund also mit positiver Bestärkung beibringen, dass er das Kind zum Beispiel in seinem Kinderzimmer allein lassen muss. Das gilt übrigens auch umgekehrt: der Hund braucht auch einen Platz, an dem er sich absolut sicher fühlt und nicht gestört wird.

 

Für die Sicherheit des Kindes ist entscheidend, die Warnsignale des Haustiers zu verstehen. Welche sind besonders wichtig?

Die wichtigste Maßnahme, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden, ist die aktive Beaufsichtigung von Tier-Kind-Kontakten durch die Eltern. Dazu müssen diese in der Lage sein, die Sprache des Tieres richtig zu deuten. Sie müssen wissen: Wie zeigt mir mein Haustier, dass es sich in einer Situation unwohl fühlt?

Tiere verwenden dafür beschwichtigende Signale, die häufig unauffällig sind und von uns Menschen nicht wahrgenommen werden. Zeigt das Haustier gegenüber dem Kind auch nur ansatzweise eines der Signale, sind die Erwachsenen in der Pflicht zu reagieren.

Tipps zur Deeskalation, wenn das Haustier Beschwichtigungssignale zeigt:

Die sogenannten 4 F’s sind die strategischen Möglichkeiten, die ein Tier im Falle einer Bedrohung oder eines Konflikts hat:

  1. Flirt:Das Tier blinzelt mit den Augen oder wendet den Blick ab; es wendet den Kopf oder den Körper zur Seite. Hunde lecken sich häufig über die Schnauze.
  2. Flight:Fühlt sich ein Tier bedroht, will es fliehen.
  3. Fight:Wenn der Hund knurrt oder die Katze faucht, fühlt sich das Tier in die Enge getrieben. Das macht es vor allem dann, wenn die anderen Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen oder nicht die erwünschte Distanz bringen.
  4. Freeze:Das Erstarren kommt vor allem bei kleinen Heimtieren wie Meerschweinchen vor. Manchmal legen sie sich in der Schockstarre auch auf den Rücken und „genießen“ vermeintlich eine Situation, zum Beispiel das Gekuschelt werden.

Zeigt das Tier eine dieser Verhaltensweisen, fühlt es sich in der aktuellen Situation gestresst und unwohl. Es zeigt damit, dass es mehr Distanz möchte.

So sollte man sich verhalten, wenn das Tier ein beschwichtigendes Signal zeigt:

  • - Bereits bei den ersten Anzeichen für „Flirt“, sollten Eltern deeskalieren. Sie müssen die Situation entschärfen, indem sie das Tier zu sich holen und das Kind vom Tier ablenken. Man kann das Kind zum Beispiel auffordern, etwas zu holen.
  • - Damit das Tier fliehen kann, sollte man bei der Einrichtung der Wohnung auch für Fluchtmöglichkeiten sorgen. Da Katzen nach oben fliehen wollen, sollte man ihnen zum Beispiel ermöglichen, sich auf Schränke zurückzuziehen und von dort zu beobachten.
  • - Kommt es zum Verhalten „Fight“, darf man auf keinen Fall aufgeregt mit dem Kind oder dem Tier schimpfen. Das Tier kann man in einer solchen Situation vom Kind weglocken, indem man ihm in etwas Entfernung Futter hinwirft. Kommt es häufiger vor, sollte man sich professionelle Hilfe suchen.
  • - Vor allem das „Freeze“ wird häufig nicht als beschwichtigendes Warnsignal erkannt. Das Meerschweinchen möchte aber nicht am Bauch gekuschelt werden, sondern zeigt damit, dass es sich bedroht fühlt.

 

Was sollte man seinem Kind beibringen, um sicher mit dem Haustier zusammenzuleben?

Wichtig ist zunächst, ein Tier seiner Art entsprechend zu halten und unterzubringen. Im Umgang mit den jeweiligen Hausgenossen haben die Eltern eine große Vorbildfunktion: wie diese mit dem Haustier umgehen, das machen die Kinder nach.

Daher ist es wichtig, dass die Eltern den Hund zum Beispiel nicht einfach umarmen, auf die Schnauze küssen oder ihm Dinge aus dem Maul holen. Die Nachahmung eines solchen Verhaltens durch ein Kind kann für dieses gefährlich werden.

Sinnvoll ist es, Tiere mit geeigneten Futterspielen zu beschäftigen, indem man zum Beispiel aus Klopapierrollen ein Fummelbrett für die Katze bastelt. Das Kind kann beim Basteln helfen und hat danach Spaß daran, die Katze zu beobachten, wie sie damit spielt.

Auch für Kaninchen und Meerschweinchen kann gemeinsam mit dem Kind Futterspielzeug gebastelt werden; zum Beispiel eine Art Baum, an dem Säckchen mit Heu und gesunden Leckereien für die Tiere angebracht werden. Derartige Beschäftigungsmöglichkeiten minimieren den Stress der Tiere.

Ein Mädchen spielt Zuhause mit einer Katze.

 

Zur Sicherheit gehört auch die Gesundheit: was muss man da beachten?

Hier sind zwei Aspekte wichtig:

  • - Die Menschen sollten sich regelmäßig die Hände waschen.
  • - Tiere müssen regelmäßig einem Tierarzt oder einer Tierärztin vorgestellt, geimpft und entwurmt werden. Außerdem müssen sie vor Ektoparasiten wie Zecken oder Flöhen geschützt werden.

 

Was ist Dein wichtigster Tipp an Eltern, die ein Haustier anschaffen möchten?

 

Wenn man sich ein Haustier anschafft, sollte man auf jeden Fall wissen, woher das Tier kommt und wie dessen Sozialisierung verlaufen ist.

Bei Hunden sollte man kein Tier aus einer Massenzucht im Ausland nehmen. Die Mutterhündinnen werden dort meist unter schlimmen Bedingungen gehalten, die Welpen haben dann häufig Verhaltensprobleme und sind krank.

Auch Tiere, die man bei einer Reise auf der Straße sieht und die man gerne aus Mitleid mitnehmen möchte, passen meist nicht gut in eine Familie.

Auch Besitzer von Haustieren können ihr Zuhause mit einer Alarmanlage rundum schützen. Das Sicherheitssystem von Verisure erkennt Haustiere und stellt sicher, dass diese keinen Alarm auslösen.

Bei Einbruchsversuchen, Feuer und anderen Gefahren erhalten die Profis in der Notrufleitstelle von Verisure in Ratingen ein Alarmsignal, so dass sie umgehend Hilfe organisieren können.

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